Für einen funktionierenden ESD-Schutz werden regelmässig ESD-Audits – etwa gemäss DIN EN 61340-5-1 – in Betrieben durchgeführt, die mit elektrostatisch empfindlichen Bauteilen arbeiten.

Was ein ESD-Audit gemäss DIN EN 61340-5-1 ist, was die Gründe und Ziele sind, welche Vorbereitungen man treffen sollte, was das Ergebnis eines solchen Audits ist und was genau beim ESD-Audit DIN EN 61340-5-1 geprüft wird, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Was ist ein ESD-Audit gemäss DIN EN 61340-5-1?

Bei der DIN EN 61340-5-1 mit dem Titel «Schutz von elektronischen Bauelementen gegen elektrostatische Phänomene» handelt es sich um eine Norm, die technische und administrative Massnahmen zum Schutz elektronischer Bauelemente und Baugruppen vor elektrostatischer Entladung zum Gegenstand hat, also deren ESD-Schutz. Konkret regelt diese Norm die erforderlichen Anforderungen an Entwurf, Erstellung, Einrichtung und Aufrechterhaltung von einem ESD-Kontrollprogramm als Massnahme gegen elektrostatische Entladungen.

Die Norm DIN EN 61340-5-1 ist auch unter der Bezeichnung IEC 61340-5-1:2024 bekannt. Die Jahreszahl am Ende der Norm bezieht sich auf die jeweilige Version, wobei die IEC 61340-5-1:2024 die aktuellste Fassung dieses Standards ist.

Bei einem ESD-Audit gemäss DIN EN 61340-5-1 wird entweder intern durch einen eigenen Mitarbeiter oder extern durch einen Dritten überprüft, ob die in dieser Norm geregelten Anforderungen an das ESD-Kontrollprogramm eingehalten werden, dieses also normkonform ist, und ob die im ESD-Kontrollprogramm festgelegten Abläufe und Schutzmassnahmen eingehalten werden, dieses also richtig angewendet wird. Das ESD-Audit ist im Grunde selbst ein wesentlicher Teil eines funktionierenden ESD-Kontrollprogrammes.

Konkret werden im Rahmen eines ESD-Audits unter anderem die im Rahmen des ESD-Kontrollprogrammes erstellten Dokumentationen bzw. Protokolle kontrolliert und Stichproben-Messungen durchgeführt. Weitere Punkte, die überprüft werden, haben wir weiter unten im Abschnitt «Was bei einem ESD-Audit geprüft wird» aufgeführt.

Gründe und Ziele eines ESD-Audits

Die Gründe, warum ein ESD-Audit gemäss DIN EN 61340-5-1 erfolgt, können unterschiedlich sein, etwa um eine Zertifizierung entsprechend der DIN EN 61340-5-1 zu erhalten oder auch als Kontrollaudit, um nachzuweisen, dass der zertifizierte Betrieb die ESD-Anforderungen weiterhin erfüllt.

Neben dem ESD-Audit des eigenen Unternehmens kann es auch sinnvoll bzw. nötig sein, ein ESD-Audit bei seinen Lieferanten durchführen zu lassen, um sicherzustellen, dass man ESD-geschützte Ware erhält.

Ziel eines ESD-Audits ist die Sicherstellung, dass die elektronischen Bauelemente in den jeweiligen Betrieben nicht durch elektrostatische Entladungen beschädigt oder zerstört werden, etwa wenn es zur Handhabung, Verarbeitung, Lagerung oder zum Transport dieser Bauelemente kommt. Dank eines funktionierenden ESD-Schutzes werden Ausschuss-Waren, Fehlfunktionen und Langzeitschäden, die sonst wegen elektrostatischer Entladungen auftreten würden, reduziert. Ein ESD-Audit ist also im eigenen Interesse eines jeden Unternehmens, das mit empfindlichen elektronischen Bauteilen zu tun hat, denn neben dem Nachweis der ESD-Konformität geht es auch um Verbesserungen der ESD-Schutzmassnahmen zur Prävention von ESD-Schäden.

Vorbereitung des ESD-Audits

Ein ESD-Audit muss im Grunde lange im Voraus vorbereitet werden. Ein zentrales Audit-Element ist nämlich der ESD-Kontrollprogramm-Plan mit exakt definierten Grenzwerten und Prüfverfahren etwa in Bezug auf die ESD-Kontrollelemente und die ESD-Schutzmaterialien, die im Betrieb zum Einsatz kommen. Denn ohne Vergleichsgrundlage ist es schwierig, im Rahmen eines ESD-Audits den Erfolg der ESD-Schutzmassnahmen zu messen.

Aber auch kurzfristige Vorbereitungsmassnahmen empfehlen sich vor dem eigentlichen ESD-Audit. So ist es ratsam, ein Voraudit durchzuführen, zumindest aber eine ESD-Begehung, um bereits frühzeitig Abweichungen in Bezug auf den ESD-Kontrollprogramm-Plan festzustellen und etwaige Änderungen im Betriebsablauf. Zu beachten ist auch, dass beim ESD-Audit nicht nur diejenigen Betriebs-Bereiche geprüft werden, die man als ESD-sensibel definiert hat, sondern auch diejenigen Bereiche, die man für nicht ESD-sensibel erklärt hat, um zu verifizieren, dass dort tatsächlich kein ESD-Schutz erforderlich ist.

Zur Norm DIN EN 61340-5-1 gibt es mit der DIN EN 61340-5-2 ein Handbuch, das Anwender bei der Entwicklung, Einführung und Überwachung eines ESD-Kontrollprogrammes unterstützen soll.

Ein weiteres Handbuch zur ESD-Auditierung ist Teil 4 der Serie «ESD Fundamentals» der EOS/ESD Association mit dem Titel «Part 4 Training and Auditing», in dem Grundsätze in Bezug auf ESD-Schulungen und ESD-Audits vermittelt werden.

Abschlussbericht und Massnahmeplan

Nach dem ESD-Audit erhält der untersuchte Betrieb in der Regel einen Auditbericht mit den gemachten Feststellungen sowie zum Ablauf des ESD-Audits. Wenn der ESD-Auditor Abweichungen vom ESD-Kontrollprogramm oder andere Missstände beim ESD-Schutz feststellt, so werden diese dokumentiert, und falls ein Verbesserungspotential besteht, kann der Auditor entsprechende Massnahmen empfehlen, die in einem Massnahmeplan festgehalten werden.

Was bei einem ESD-Audit geprüft wird

Ein ESD-Audit wird vom ESD-Auditor in der Regel in den folgenden Schritten vorgenommen:

1. Überprüfungsschritt: ESD-Kontrollprogramm und Dokumentationen

In einem ersten Schritt werden beim ESD-Audit die folgenden Punkte überprüft:

  • Vorliegen und Vollständigkeit des ESD-Kontrollprogramm-Planes, in dem alle ESD-Massnahmen dokumentiert sind
  • Nachweis eines ESD-Beauftragten/ ESD-Koordinators, der für die Umsetzung und Überwachung des ESD-Kontrollprogrammes verantwortlich ist
  • Nachweis der Schulungen all jener Mitarbeiter, die in ESD-Bereichen tätig sind
  • Dokumentationen von Verfahren und Arbeitsanweisungen mit Bezug zum ESD-Schutz
  • Rückverfolgbarkeit von Prozessen, die ESD-relevant sind
  • Vorliegen eines Verifizierungsplanes, mit dem die ESD-Schutzmassnahmen und deren Wirksamkeit regelmässig überprüft werden

2. Überprüfungsschritt: Technische Anforderungen und Messungen

Im zweiten Schritt werden beim ESD-Audit die folgenden Punkte überprüft:

  • regelmässige Durchführung von Messungen etwa vom Ableitwiderstand der Bodenbeläge, von Tischen oder von Werkzeugen
  • regelmässige Überprüfung der Erdungssysteme etwa der Personenerdung, Erdung von Arbeitsplätzen oder von Geräten
  • regelmässige Überprüfung und Kalibrierung von ESD-Messgeräten
  • regelmässige Überwachung der Umweltbedingungen wie etwa der Luftfeuchtigkeit
  • regelmässige Überprüfung der Wirksamkeit von Ionisationsgeräten

3. Überprüfungsschritt: ESD-geschützte Bereiche im Betrieb

Im dritten Schritt werden beim ESD-Audit die folgenden Punkte überprüft:

  • Definition und Kennzeichnung der ESD-geschützten Bereiche etwa von ESD-Schutzzonen (EPAs) und ESD-Arbeitsplätzen
  • Ausstattung der ESD-geschützten Bereiche, darunter Einsatz von ESD-Möbeln, ESD-Bodenbelägen, ESD-Werkzeugen
  • Verwendung von ESD-Schutzausrüstung und ESD-Testgeräten durch Mitarbeiter in ESD-geschützten Bereichen
  • Vorhandensein einer Zugangskontrolle zu ESD-geschützten Bereichen wie ESD-Schutzzonen (EPAs) bzw. ESD-Schutzbereichen

4. Überprüfungsschritt: Materialmanagement und Komponentenmanagement

Im vierten Schritt werden beim ESD-Audit die folgenden Punkte überprüft:

  • ESD-Verpackungen für Transport und Lagerung
  • ESD-Kennzeichnung von empfindlichen Bauelementen und Verpackungen
  • ESD-sichere Lagerung von ESD-empfindlichen Bauelementen in dafür geeigneten Bereichen
  • Wareneingangskontrolle unter Berücksichtigung der ESD-Anforderungen
  • Rückverfolgbarkeit von Materialien, die einen Bezug zum ESD-Schutz haben

5. Überprüfungsschritt: Mitarbeiter-Schulung und Mitarbeiter-Verhalten

Im fünften Schritt werden beim ESD-Audit die folgenden Punkte überprüft:

  • Überprüfung der Schulungsprogramme inklusive Schulungsunterlagen
  • Überprüfung der Regeln zum Mitarbeiter-Verhalten etwa der Anweisungen zum Verhalten in ESD-Schutzzonen wie das Tragen von ESD-Schutzausrüstung und Beobachtung des tatsächlichen Verhaltens der Mitarbeiter
  • Überprüfung, ob die Mitarbeiter die ESD-Gefahr und die festgelegten ESD-Schutzmassnahmen verstanden haben

6. Überprüfungsschritt: Bewertung und kontinuierliche Verbesserungsmassnahmen

Im sechsten Schritt werden beim ESD-Audit die folgenden Punkte überprüft:

  • Überprüfung, ob interne Audits in Bezug auf die Einhaltung des ESD-Kontrollprogrammes durchgeführt werden
  • Kontrolle, ob Korrektur-Massnahmen bei festgestellten Abweichungen ergriffen werden
  • Überprüfung von Management-Bewertungen zur kontinuierlichen Verbesserung des ESD-Kontrollprogrammes

In folgendem Artikel finden Sie eine ESD-Audit-Checkliste bzw. ESD-Audit-Fragen mit der Sie im Rahmen der ESD-Auditierung die ESD-Schutzmassnahmen im Betrieb kontrollieren können:

Allerdings muss man vermeiden, dass ESD-Checklisten zu de facto-Anforderungslisten werden, sondern die ESD-Anforderungen separat ausführlich dokumentieren. Ausserdem ist es ratsam, eigene ESD-Checklisten anzulegen, die den individuellen Anforderungen des konkreten Betriebes entsprechen.

Des Weiteren können Ihnen folgende Beiträge im Rahmen eines bevorstehenden ESD-Audits nützlich sein:

Beratung zu ESD-Audits gemäss DIN EN 61340-5-1

Wenn Sie noch Fragen zum Thema ESD-Audit gemäss DIN EN 61340-5-1 haben, können Sie sich gerne an uns vom ESD-Fachgrosshändler abovo wenden. Gerne beraten wir Sie, wenn bei Ihnen ein ESD-Audit ansteht.

Am besten erreichen Sie die ESD-Experten bei abovo telefonisch oder per E-Mail

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