Ein ESD-Kontrollprogramm zur Verhinderung von Beschädigungen an empfindlichen Bauteilen durch elektrostatische Entladung beginnt mit dem Entwurf, auf den die Erstellung und dann die Einrichtung folgt. Einmal eingerichtet muss das ESD-Kontrollprogramm aufrechterhalten werden. Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Anforderungen an ein ESD-Kontrollprogramm-Plan ein.
Ein ESD-Kontrollprogramm enthält die ESD-Massnahmen, durch die elektrostatisch gefährdete Bauteile (ESDS) geschützt werden. ESDS sind sehr empfindliche Bauteile, die durch elektrostatische Entladungen zerstört oder zumindest beschädigt werden können. Damit dies insbesondere bei der Herstellung, Verarbeitung, Montage, Installation, Verpackung, Kennzeichnung, Inbetriebnahme, Erprobung, Prüfung oder sonstigen Handhabung dieser Bauteile nicht geschieht, erstellt man also ein ESD-Kontrollprogramm.
Es gibt keine konkrete Vorlage eines ESD-Kontrollprogrammes, die von allen Firmen übernommen werden könnte.
Vielmehr muss jedes Unternehmen, das ESDS herstellt, verarbeitet oder sonst mit diesen in Berührung kommt, ein eigenes ESD-Kontrollprogramm entwickeln.
Ferner ist durch das Unternehmen ein ESD-Koordinator zu ernennen, der über die erforderliche Qualifizierung verfügen muss und unter anderem für die Erstellung sowie die Umsetzung des ESD-Kontrollprogramm-Planes zuständig ist. Des Weiteren muss der ESD-Koordinator etwa für die Befolgung der ESD-Regeln sorgen.
Geregelt sind die technischen und administrativen Anforderungen an ein ESD-Kontrollprogramm in der Norm DIN EN 61340-5-1, wobei es mit der Erstellung eines solchen Programmes allein nicht getan ist. In der Norm wird daher neben der Entwurfsphase auch die Einrichtung des erstellten ESD-Kontrollprogrammes geregelt sowie dessen Aufrechterhaltung.
Hilfreich bei der Erstellung des ESD-Kontrollprogrammes kann auch das Benutzerhandbuch «Schutz von elektronischen Bauelementen gegen elektrostatische Phänomene» sein, das in der Norm DIN EN 61340-5-2 niedergeschrieben ist.
Zur Errichtung eines ESD-Kontrollprogrammes bedarf es eines ESD-Kontrollprogramm-Planes, wobei zum einen administrative Massnahmen darin zu regeln sind und zum anderen technische Massnahmen.
Zu den administrativen Massnahmen im Rahmen eines ESD-Kontrollprogramm-Planes zählen:
Neben einem Einführungsplan ist also bei der Erstellung eines ESD-Kontrollprogramm-Planes auch ein Schulungsplan sowie ein Überprüfungsplan zu erstellen. Im Schulungsplan wird festgelegt, welche Mitarbeiter Schulungen im Umgang mit ESD-empfindlichen Bauteilen benötigen. Auch die Frequenz, mit der die Schulungen wiederholt werden, ist im Schulungsplan festzulegen. Ferner sollte etwas zur Schulungsmethode gesagt werden und der erreichte Wissensstand dokumentiert werden.
Im ESD-Überprüfungsplan sind alle ESD-Massnahmen aufzuführen. Ferner sind die Überprüfungszyklen festzulegen, die Messverfahren, die Messgrössen sowie die jeweiligen Grenzwerte. Es gibt zum Beispiel spezielle Testgeräte, um ESD-Handgelenkbänder zu testen, Prüfstationen, um ESD-Schuhe zu prüfen, oder etwa Widerstandsmessgeräte für Oberflächen-, Durchgangs- und Ableitwiderstände.
Nicht ausser Acht lassen sollte man auch die Prüfung von Gesamtsystemen, etwa des Person-Schuhe-Boden-Systems beispielsweise mit Hilfe dem Walking Test „EVO“, da dies andere Ergebnisse hervorbringen kann, als die Testung der einzelnen Teile des Systems.
Zu den technischen Massnahmen, auf die ein ESD-Kontrollprogramm-Plan eingehen muss, gehören:
Als Massnahme der Personenerdung dient bei sitzenden Tätigkeiten insbesondere das Handgelenkbandsystem, das unter anderem aus einem Erdungsarmband am Handgelenk, einem Spiralkabel (Handgelenkerdungskabel) und einem Erdungsbaustein besteht. Weitere Personenerdungsmassnahmen sind ESD-Schuhe, ESD-Überschuhe, ESD-Fersenbänder und ein ESD-Bodenbelag, die insbesondere bei stehenden und mobilen Tätigkeiten zum Einsatz kommen. Bei all diesen Massnahmen ist auf die erforderlichen Anforderungen im Rahmen der Produktprüfung und der Überprüfungsmethode zu achten.
Vertiefende Informationen finden Sie in unserem Fachartikel: Welche Massnahmen zur Personenerdung gibt es?
Auch die Anforderungen an die ESD-Schutzzone (EPA) beziehungsweise an einen ESD-Arbeitsplatz sind im ESD-Kontrollprogramm-Plan zu regeln. Insbesondere können ESD-Möbel (zum Beispiel Tische, Regale, Schränke, Stühle und Hocker), ESD-Arbeitsoberflächen (etwa ESD-Tischmatten), ESD-Bekleidung und ESD-Wagen zum Einsatz kommen.
Für diese ESD-Produkte müssen jeweils ebenfalls bestimmte Anforderungen bei der Produktprüfung und der Überprüfungsmethode eingehalten werden. Die ESD-Kleidung ist jedoch nicht für die Personenerdung gedacht.
In Bezug auf eine EPA sind unter anderem deren Ausstattung und die dort geltenden Verhaltensweisen zu regeln; etwa ein Essens- und Trinkverbot sowie die erforderliche Begleitung von ungeschulten Mitarbeitern durch geschulte.
Bei den Verpackungsmaterialien unterscheidet man leitfähige (conductive), ableitfähige (dissipative) und abschirmende (shielding), die je nach Anwendung zum Einsatz kommen müssen. Sollen ESDS, also elektrostatisch gefährdete Bauteile, ausserhalb einer ESD-Schutzzone transportiert werden, müssen zum Beispiel abschirmende Verpackungsmaterialien zum Einsatz kommen.
ESD-Kennzeichnungen sind an ESDS, ESD-Ausrüstungen und ESD-Materialien anzubringen; bei Letzteren ist zusätzlich anzugeben, ob es sich um leitfähiges Material (Kennzeichen: C), ableitfähiges Material (Kennzeichen: D) oder abschirmendes Material (Kennzeichen: S) handelt. Auch auf eine eingerichtete ESD-Schutzzone ist durch entsprechende Warnschilder beziehungsweise EPA-Bodenmarkierungsbänder hinzuweisen.
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